Seele als Materie oder Materie als Seele? - Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne Accéder directement au contenu
Communication Dans Un Congrès Année : 2014

Seele als Materie oder Materie als Seele?

Résumé

Im platonischen Sinne kann Übel unter anderem als Unordnung bestimmt werden. Im Timaios wird die Unordnung schlechthin durch das vorkosmische Chaos dargestellt. Für diesen (zerstörungbringenden) Zustand nennt Platon keinen anderen Grund als die Abwesenheit des Gottes. Seine Nachfolger stellen sich jedoch die Frage nach der eigentlichen, positiven Ursache dieses ursprünglichen Chaos, denn sie betrachten das kosmische Übel als dessen Überbleibsel und das moralische Böse als seine Widerspiegelung im Menschen. Wenn sie sich nicht der Ausweglosigkeit der Stoiker aussetzen wollen, welche keine Ursache des Übels zu nennen wüssten, weil ihr Gott nur Ursache des Guten und ihre Materie eigenschaftslos und daher nur passiv sei, müssen die Platoniker einen (tatsächlichen) Ursprung der vorkosmischen Unordnung ausmachen. Zu diesem Zweck greifen sie auf ein anderes Werk Platons zurück. Die Unordnung erweist sich als eine unordentliche Bewegung. Im Phaidros nennt Platon die Seele als Prinzip der Bewegung. Deswegen liege die Ursache des vorkosmischen Chaos in einer Seele . Das ist zumindest die Schlußfolgerung Plutarchs. Numenios knüpft daran an, aber da er an der Überzeugung festhält, dass die Materie Quelle des Übels sein müsse, bezeichnet er die Materie als Seele oder genauer als übeltäterige Seele, um aus ihr ein Schlechtes verursachendes Bewegungsprinzip machen zu können. Davon ist dennoch Plutarchs' Lehre nicht so verschieden, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn trotz aller Ablehnung eines der Materie zugeordneten Prinzips der Seele beschreibt Plutarch die Schlechtes bewirkende Seele als "eine Art von Materie", zumindest im Sinne einer homonymen Beziehung zwischen "Materie" und "Seele". Also: Seele als Materie oder Materie als Seele als Ursprung des Übels? In diesem Vortrag werden zuerst die paradoxen Ähnlichkeiten der beiden platonischen Auffassungen herausgestellt. Erst dann können ihre tatsächlichen Unterschiede ins Licht gerückt werden. Das Ziel dieses Verfahrens besteht darin, die eigentlichen Merkmale der numenischen Lehre näher zu bestimmen. Schließlich kann dieses Projekt durchgeführt werden, indem nach den Gründen für die Unterschiede beider Ansichten gefragt wird.
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Dates et versions

hal-00594773 , version 1 (20-05-2011)

Identifiants

  • HAL Id : hal-00594773 , version 1

Citer

Fabienne Jourdan. Seele als Materie oder Materie als Seele?. Die Wurzel des Übels. Vorstellungen über die Herkunft des Bösen und Schlechten in der Philosophie und Religion des 1.-4. Jahrhunderts, Jan 2011, Göttingen, Germany. pp.à définir. ⟨hal-00594773⟩
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